Sexuelle Bildung umfasst sehr viele Themenbereiche, angefangen beim menschlichen Körper über Zyklus, Schwangerschaft und Geburt bis hin zum Geschlechtsverkehr und Gefühlen. Das breite Spektrum an Aufklärungsthemen bringt so manche erwachsene Person ins Schwitzen.

Erwachsene fragen sich dabei nicht nur, was sie erzählen sollen, sondern auch wann. Spätestens wenn Kinder mit Fragen wie „Wie kommt das Baby eigentlich in den Bauch?“ ankommen, ist die Frage nach dem „wann“ geklärt…

Wie Sie hier nachlesen können, interessieren sich Kleinkinder vor allem für den menschlichen Körper und Schwangerschaft. Ab etwa vier Jahren werden die Fragen der Kinder konkreter und sie wollen wissen, wie es zu einer Schwangerschaft kommen kann – und noch einiges mehr. Auch an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass jedes Kind anders ist und solche Fragen auch bereits früher oder auch später auftauchen können und die Altersangaben der vorgestellten Bücher nur als Richtwerte der Verlage zu verstehen sind.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Aufklärungsbücher es für Kinder ab etwa vier Jahren gibt, die großteils meinen Ansprüchen nach guter Aufklärungsliteratur entsprechen. Welche Kategorien ich für mich festgelegt habe, können Sie gerne hier nachlesen.

Körperbücher

Auch Kinder ab vier Jahren interessieren sich für den menschlichen Körper. Die Körperbücher für Kinder ab zwei Jahren, die ich bereits vorgestellt habe, waren teilweise sehr kurz, was für die Altersgruppe natürlich passend ist. Für Kinder ab vier Jahren müssen umfangreichere Einblicke her, wobei auch einige der Bücher für Kinder ab zwei oder drei Jahren sich für diese Altersgruppe wunderbar eignen. In Rübel, Doris (2012): Wir entdecken unseren Körper. Wieso? Weshalb? Warum?* von Ravensburger finden Kinder jedenfalls eine Fortsetzung von „Das bin ich und das bist du“, das ich bei den Büchern für Zweijährige bereits vorgestellt habe. Obwohl auch dieses Buch binär gehalten ist, werden hier die Genitalien zumindest gezeigt und mit Penis und Scheide benannt, was leider nicht in allen Körperbüchern der Fall ist. Die dickeren Kartonseiten machen auch in dieser Altersgruppe noch Sinn und die Klappen laden zum Mitmachen ein. 

Bei den Büchern für Kinder ab 3 Jahren gab es ein Buch, das sich ganz der Vulva widmet. Daraufhin wurde ich sehr oft gefragt, ob es auch ein Pendant gibt, in dem es um den Penis geht. Ja, das gibt es! Ziegelwanger, Sabine/Staffelmayr, Flo/Horak, Anna: Bruno will hoch hinaus.* stammt von einer Sexualpädagogik-Kollegin und ich durfte den Entstehungsprozess des Buches begleiten. Es ist vom selben Verlag wie „Lina, die Entdeckerin“ und „Erbsenklein Melonengroß“, das ich geschrieben habe.

Die Geschichte, die sich durch das ganze Vorlesebuch zieht, ist, dass Bruno eine Rakete bauen möchte, um ins Weltall zu fliegen. Die Rakete kann hier aus meiner Sicht durchaus als Symbol für den Penis gesehen werden, um den es hier ja vordergründig geht. In die Geschichte eingebettet gibt es spannende Infos über Penis, Hoden und die inneren biologisch männlichen Organe. Die Infos über den Körper sind alle fachlich gut aufbereitet und decken sehr viele spannende Themen rund um den biologisch männlichen Körper ab. Für Vorlesende, aber auch für sehr interessierte Kinder gibt es kleine Infoboxen mit ergänzenden Informationen. Hier würde ich mir einen Rahmen um die Boxen wünschen, weil sie zwar eine andere Schriftart haben, aber sonst manchmal für mich nicht klar war, dass es sich um eine Infobox handelt.

Sprachlich wurde auf viel Sensibilität und Diversität geachtet, es wird durchgängig das Gendersternchen verwendet und Männlichkeitsstereotype aufgeweicht. Im Vorwort wird sogar das Thema „toxische Männlichkeit“ angesprochen.
Im Gegensatz zu Lina ist Bruno übrigens nicht gereimt, was sehr sinnvoll ist. Die Grafiken stammen von der Illustratorin, die auch Lina gemalt hat, und sind wieder wunderschön geworden.

Was ich sehr schön finde, sind die vielen Kleinigkeiten, die subtil Diversität zeigen: Bruno hat ein Poster mit dem Spruch „Glitzer für alle“, eine rosa Blümchenkiste, Weltraumutensilien, einen Bagger, einen Dino, verschiedenste Kostüme vom Tütü und einer Federboa bis hin zum Astronaut*innenanzug. Und das alles neben einer Kinderküche. Geschlechterstereotype werden in diesem Buch definitiv aufgeweicht. Außerdem gibt es eine*n Schiedsrichter*in im Rollstuhl, eine Mechanikerin (die beim Raketenbau hilft) und ein Kind mit Kopftuch, das Fußball spielt. Auch die binäre Sicht auf Geschlechter wird aufgelockert:

„Viele sagen: Wer einen Penis hat, ist ein Junge. Für die meisten Menschen mit Penis stimmt das auch, aber nicht für alle!“

Auf der Seite, auf der Menschen beim Duschen gezeigt werden, wird eine Person, die Trans* zu sein scheint, bildlich dargestellt.

Das Thema Geschlechtsverkehr sucht man in „Bruno“ übrigens vergebens, was Sinn macht, weil es in diesem Buch nicht um Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt geht.

Manche Übergänge in der Geschichte finde ich ein bisschen holprig und nicht so fließend. Auf manchen Seiten ist für meinen Geschmack zu viel los – ich wusste manchmal nicht genau, wo ich überall hinschauen soll. Außerdem war mir das Ende aus narrativer Sicht zu abrupt. Bruno schafft es am Ende zwar, ins Weltall zu fliegen und auf die Erde und seinen Heimatort herab zu blicken (wo übrigens auf einer Grafik ein Baby in Trage nach vorne gerichtet zu sehen ist, was nicht empfehlenswert ist und in der 2. Auflage vielleicht überarbeitet werden könnte), aber dann ist das Buch recht schnell zu Ende. Gleichzeitig hat es durch die vielen spannenden Themen auch so einige Seiten und wäre ansonsten noch länger geworden.

Popo-Bücher.

Körperbücher müssen nicht nur auf das Genital fokussiert sein. Und kein anderes Körperteil ist bei Kindern so beliebt wie der Popo. Deshalb haben sich gleich zwei Bücher dem Hinterteil gewidmet: Fiske, Anna: Alle haben einen Po.* und Leone, Annika: Überall Popos.*

In „Alle haben einen Po“ finden Kinder humorvolle Illustrationen, die nicht ganz meinen Geschmack treffen – aber ich bin auch nicht die Zielgruppe. Das Cover ist jedenfalls recht divers gestaltet. Auch im Inneren gibt es verschiedenste Körperformen, Körperbehaarungen, Haar- und Hautfarbe mit und ohne ersichtliche Behinderung in verschiedenstem Alter zu sehen. Leider finde ich manche Körperdarstellungen recht klischeehaft – zum Beispiel eine Frau mit sehr dünner Taille und breiter Hüfte, ein Junge mit Beinhaaren und ein Mädchen ohne. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Brüste zu sehen. Penis und Vulva werden auch gezeigt, aber nicht benannt, was ich komisch finde.

Schade ist, dass das Buch binär ist und eine komische Einstellung zu Berührungen vermittelt. „Ein Klaps auf die Schulter oder eine Umarmung sind etwas Schönes, aber viele Stellen an deinem Körper gehören nur dir.“ ist einfach falsch. Alle Stellen am eigenen Körper gehören einem selbst. Auch die Frage „Wo darf man andere berühren, ohne sie zu fragen?“ ist merkwürdig. Die richtige Antwort sollte nämlich „nirgendwo“ lauten! Alle anderen Seiten mit Fragen sind aber sehr nett und gelungen.

Gelungen finde ich die Thematisierung von Pflegeabläufen und die Erklärung von Toilettgang und Co. Schade finde ich nur, dass der Po, obwohl er eigentlich so präsent am Cover steht, relativ wenig vorkommt.

Umso präsenter ist er aber in „Überall Popos“! Das lustige Cover mit Menschen verschiedenen Alters und diversen Körpern in der Dusche hat mich gleich angesprochen.

Es handelt sich bei diesem Buch um eine Vorlesegeschichte, bei der ein Kind mit den Eltern ins Schwimmbad fährt. Die müden Eltern fahren mit dem Lastenrad ins Schwimmbad, wo das Kind in der Umkleidekabine und Dusche viele nackte Frauen* sieht, die unterschiedlichste Körperformen und Haar- und Hautfarben aufweisen. Nur eine ersichtliche Behinderung findet sich hier leider keine. Dafür verschiedenste Brüste und Vulven und ein neugieriges Kind, das die Körper bestaunt. Merkwürdig finde ich nur die Aussage „wie die Scheide aussieht“ – das macht wenig Sinn, weil die Vagina ja der innenliegende Teil ist. Die Vulva als Wort kommt leider nicht vor. Außerdem ist das Buch prinzipiell binär gehalten.

Schön und die Geschlechterrollen auflockernd finde ich, dass das Mädchen* eine „süße Spinnenbadehose“ und einen „coolen Prinzessinnen-Einteiler“ hat und überlegt, womit man am schnellsten vom Turm springen kann. Besonders lustig ist, dass Papa beim Turmspringen die Badehose verliert. Übrigens sieht man im ganzen Buch keine Penisse… Das Kind geht nämlich mit Mama* in die Garderobe, wo es nur Vulven und Brüste zu sehen gibt.

Das Buch ist allgemein kein allumfassendes Körperbuch, sondern eine lustige Vorlesegeschichte über einen lustigen Körperteil, in dem nebenbei auch andere Körperformen gezeigt werden.

Wie kommt ein Baby in den Bauch?

Wie erklärt man einem Kind, wie ein Baby in den Bauch kommen kann? Das ist die Frage aller Fragen für viele Erwachsene. Mittlerweile gibt es dazu einige gute Bücher für die Altersgruppe ab vier Jahren.

Ein Buch zu den Themen Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt, das ich hier nicht rezensiere, möchte ich nicht unerwähnt lassen, nämlich „Erbsenklein Melonengroß“. Warum ich es hier nicht rezensiere, ist einfach zu erklären: Ich hab es geschrieben und bin demnach durchaus voreingenommen. 🙂 Nähere Infos zu meinem Buch finden Sie aber gerne hier!

Auch in Rübel, Doris (2001): Woher die kleinen Kinder kommen. Wieso? Weshalb? Warum? Band 13.* von Ravensburger geht es um Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt. Es bietet schöne Illustrationen und Aufklappbildchen. Zwar ist das Buch binär und es wird nur die Befruchtung bei einem heterosexuellen Paar geschrieben, aber es werden verschiedenste Haar- und Hautfarben gezeigt. Dennoch könnte es durchaus diverser sein. 

Schön finde ich die Seite über Geschlechterklischees, denn hier wird betont, dass es keine typisch männlichen oder weiblichen Verhaltensweisen gibt, was in einem Buch für so junge Kinder selten erwähnt wird.
Über das vermutlich allseits bekannte Wettrennen der Spermien, das biologisch betrachtet ein ziemlicher Blödsinn ist, sehe ich hinweg, weil bei der Erklärung des Geschlechtsverkehrs zwischen Mann* und Frau* das schöne Gefühl für beide Personen betont wird.

In Fisk, Anna: Wie macht man eigentlich ein Baby?* ist der Buchname Programm. Hier finden Kinder lustige Grafiken rund um Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt, die teilweise aber diverser sein könnten. Die meisten abgebildeten Menschen haben eine helle Hautfarbe. Lustig finde ich die Seite, auf der Babies später als Erwachsene verschiedenen Alters dargestellt werden. Dadurch ist es zumindest auf das Alter bezogen sehr divers.

Der Text ist in Du-Form geschrieben, was ich nicht optimal finde, weil es Kinder direkt anspricht bei einem schamhaften Thema. Obwohl ich viele Botschaften und Erklärungen des Buches gut finde, gibt es auch manche, die ich nicht gelungen finde, z.B. „Um ein Baby zu machen, braucht man zuallererst Liebe.“. Das ist schlichtweg falsch, denn was es braucht sind eine Samenzelle, eine Eizelle und ein Uterus. Liebe ist etwas Schönes, ja, aber garantiert keine Schwangerschaft. Liebe und verliebt sein wird hier allerdings fast immer erwähnt, wenn es um Sex geht. Schade finde ich auch, dass nicht auf gendersensible Sprache geachtet wurde.

Bei der Info, was Geschlechtsverkehr ist, sind nicht nur Heteropaare abgebildet, sondern auch ein homosexuelles Paar. „Manche Frau schläft mit einer Frau. Mancher Mann schläft mit einem Mann.“ steht dazu geschrieben. Das finde ich gelungen. Ich frage mich allerdings, warum das Heteropaar nackt gezeigt werden (nämlich mit Vagina, die den Penis aufnimmt), das Paar mit zwei Männern* aber unter einer Decke versteckt ist. Auch die Formulierung, dass der Mann* den Penis in die Scheide der Frau* steckt ist nicht schön und überholt.

Fein finde ich, dass zusätzlich zur klassischen Befruchtung durch Geschlechtsverkehr Insemination und künstliche Befruchtung thematisiert werden. Es wird gezeigt, dass manche Paare medizinische Unterstützung brauchen und es mit dem Kinderwunsch länger dauern kann, lesbische Paare und Frauen* ohne Beziehung keinen Samen haben und hier auch Unterstützung bekommen können.

Es werden Einblicke geboten, wie eine Schwangerschaft verläuft – mit Höhen (z.B. Entwicklung des Ungeborenen pro Schwangerschaftsmonat) und Tiefen (z.B. Übelkeit). Die Geburt wird auf unterschiedlichste Art und Weise dargestellt und als „harte Arbeit“ beschrieben, was der Realität entspricht, aber keine Angst macht. Neben verschiedenen Geburtspositionen gibt es auch eine schöne Grafik einer Bauchgeburt und einer Plazenta. Auch verschiedenste Familienformen, z.B. eine Adoptivfamilie, werden gezeigt.

Obwohl ich mit manchen Formulierungen und Grafiken nicht zufrieden bin, bietet das Buch einen schönen Einblick in Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt und hat mich bei einigen Grafiken sehr zum Schmunzeln gebracht.

Ein Buch, das sehr offen an das Thema Befruchtung herangeht, ist Silverberg, Cory/Smyth, Fiona (2014): Wie entsteht ein Baby? Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind.* des Mabuse-Verlags. Der Untertitel „Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind“ ist hier Programm, denn die Befruchtung wird so erklärt, dass sie für alle Kinder passend ist.

Dieses Kinderbuch erklärt die Geschichte von Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt so, dass sich auch Adoptivfamilien, gleichgeschlechtliche Elternpaare und mit künstlicher Befruchtung gezeugte Kinder darin wiederfinden. (…) Es zeigt, was wirklich allen Menschen gemeinsam ist.

Das sehr bunt gestaltete Buch zeigt die Befruchtung nämlich anhand einer tanzenden Samen- und Eizelle – auch woher diese stammen, wird sehr offen formuliert.

Nicht alle Menschen haben Eizellen in sich. Manche ja, manche nein.

Die Erklärung, was eine Eizelle und eine Samenzelle ist, fand ich besonders schön, denn es wird gezeigt, dass in einer Eizelle verschiedenste Geschichten des Körpers gespeichert sind. Auch die Entwicklung des Kindes während einer Schwangerschaft und die Geburt werden kurz erklärt. Das Buch spricht sogar von einer Schwangerschaftsdauer von etwa 40 Wochen, was mich ziemlich begeistert hat. Wie zu erwarten, ist das Buch auch divers, denn es werden verschiedenste Körper gezeigt.

Einziger Kritikpunkt ist – wie auch Bloggerkollegin Carla hier schreibt – die meiner Meinung nach fehlerhafte Übersetzung von Uterus zu Gebärmutter, weil der Begriff reduzierend sein kann.

Bücher zum Vorlesen und Mitsingen

Klar, mit vier Jahren können die allerwenigsten Kinder schon lesen und deshalb sind alle hier vorgestellten Bücher logischerweise Vorlesebücher. Wer aber auf der Suche nach einem Vorlesebuch mit kurzen Geschichten zum Thema sexuelle Bildung ist, ist mit Wich, Henriette (2019): Ach, so ist das! Aufklärungsgeschichten für Kindergarten-Kinder.* vom Ellermann-Verlag gut bedient. Die Aufklärungsgeschichten mit wunderschönen Illustrationen befassen sich mit den Themen Gefühle, Freundschaften, Beziehungen, Geschlechterrollen, Geschlechtsverkehr, Fortpflanzung, sexuelle Orientierungen, Intersexualität und noch einiges mehr. Die Geschichten sind kurz und abwechslungsreich.

Besonders toll finde ich die Erklärung, was ein Orgasmus ist und dass man dafür nicht unbedingt eine andere Person dabei haben muss. Und ja, auch Kindergartenkinder schnappen Wörter wie Orgasmus auf und sind dann neugierig zu erfahren, was das überhaupt sein soll. Umso besser, wenn man in solchen Fällen ein Buch aus dem Regal holen und eine Geschichte vorlesen kann. 😉

Wer das Vorlesen gerne mit Musik und Liedertexten kombinieren möchte, findet in Blattmann, Sonja (2016): Mein erstes Haus war Mamis Bauch.* des Mebes&Noack-Verlages eine gute Möglichkeit, denn es ist auch eine CD dabei. Gleich vorweg: Man singt nicht irgendwelche lustigen Lieder über Penisse, Vaginas und so weiter. Das Risiko, dass solche Lieder dann allen Kindern im Kindergarten beigebracht werden, wäre dann doch zu groß. 😉
Das Buch ist eine meiner Meinung nach recht lange Vorlesegeschichte über ein Mädchen, das einen Tag vor ihrem Geburtstag von ihren Eltern erfährt, wie sie entstanden ist. Zwischendurch gibt es ein paar Lieder über Sterne, ungeborene Kinder und Gefühle. Es wird erklärt, wie sich die Eltern des Mädchens kennengelernt haben und wie sie sich näher gekommen sind. Kurz war ich stutzig, als die Befruchtung so erklärt wurde:

Einmal, als die Nacht blau war und die Sterne funkelten, zog eine Sternschnuppe über das Himmelszelt! Die beiden wünschten sich ein Kind. Sie wollten gerne Mama und Papa werden.

Das ist auch eine sehr süße Erklärung, aber aus Aufklärungssicht ein bisschen vage. Ein paar Seiten später wird die Befruchtung dann aber gut und genau erklärt, ebenso wie der männliche* und weibliche* Genitalbereich. Dieses Buch ist eines von wenigen Aufklärungsbüchern, in dem die Wörter Hodensack, Hoden, Vulva UND Klitoris vorkommen. Außerdem wird thematisiert, wie groß der Uterus ist und wie eine Geburt verlaufen kann. Wieso bei einer solchen Genauigkeit dennoch von der schnellsten Samenzelle gesprochen wird, ist für mich zwar nicht klar, aber gut… Immerhin wird in diesem Buch tatsächlich gegendert und auch das ist eine absolute Seltenheit in Kinderbüchern.
Ganz am Ende des Buches findet man noch genauere Zeichnungen der inneren und äußeren Geschlechtsteile und den Tipp, dass Mädchen* und Frauen* sich ihre Vulva mit einem Handspiegel selbst anschauen können. Die Grafiken und Illustrationen sind sehr anschaulich und gut gelungen.

Schade finde ich, dass das Buch zwar von einer Sexualpädagogin mitgestaltet wurde und endlich mal die richtigen Begrifflichkeiten verwendet wurden, sie aber nur über Heterosexualität schreiben. Ich denke, es hätte sehr gut in dieses ansonsten sehr gelungene Buch gepasst, sich auch damit auseinanderzusetzen, wie andere Kinder womöglich entstanden sind, damit auch jene Kinder sich hier wiederfinden.

Von Doktorspielen und Grenzen

Ein etwas anderes Aufklärungsbuch ist das Buch Enders, Ursula/Wolters, Dorothee (2009): Wir können was, was ihr nicht könnt: Ein Bilderbuch über Zärtlichkeit und Doktorspiele.* des Mebes&Noack-Verlages, der zu vielen seiner Bücher pädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung stellt und sich mit dem Thema Gewalt auseinandersetzt.

In diesem Buch geht es um „Doktorspiele“ von Kindern und das Entdecken der Körper anderer Kinder. Dabei zeigt das Buch den unaufgeregten Übergang von Puppen- und Fußballspielen (übrigens gemischtgeschlechtlich und nicht den Geschlechterklischees entsprechend) zum Doktorspielen und Erkunden des Körpers der anderen Kinder.
Außerdem thematisiert das Buch, wie Kinder beispielsweise reagieren können, wenn eine ältere Person dazu kommt, in deren Gegenwart sie sich unwohl fühlen. Auch der Umgang mit den Grenzen der anderen Kinder wird in diesem Buch spielerisch gezeigt.

Ich finde es schön, dass ein Aufklärungsbuch ohne viel Umschweife, aber dennoch kinderfreundlich auf das Thema Grenzen und Gewalt eingeht. Schön ist auch, dass neben den Begriffen Scheide und Penis auch die Klitoris und Hoden genannt werden und auch besprochen wird, dass es verschiedene Begriffe für die Körperteile gibt und das in Ordnung ist.

Schade finde ich  die Reduktion auf zwei Geschlechter, weil ich denke, dass das Intergeschlechtlichkeit und Transsexualität hier gut hineingepasst hätten.

*Das ist ein Affiliate Link. Durch das Klicken werden Sie direkt zum Onlineshop von Thalia weitergeleitet und bei Kauf des Buches erhalte ich eine kleine Vergütung. Für Sie ändert sich aber nichts! Ich werbe ausschließlich für Produkte, die ich selbst getestet habe und von denen ich überzeugt bin.

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gefühls*echt
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