Ich habe mich schon vor Jahren damit abgefunden, dass ich nie alles im Bereich der Sexuellen Bildung wissen kann. In jeder Ausbildung, die ich mache, und in jedem Buch, das ich lese und hier rezensiere, lerne ich so viel Neues. Doch spätestens nach dem Lesen von Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts.* von Mithu Sanyal weiß ich, wie viel es für mich tatsächlich noch zu lernen gibt!

„Vulva.“ ist keines der klassischen Aufklärungsbücher, wie ich sie sonst meistens rezensiere. Es ist auch keine Ratgeberin. Deshalb machen auch ausnahmsweise meine sehr strengen Kategorien keinen Sinn. Wobei Mithu Sanyal sehr wohl klar stellt, dass Vulva, Frauen und Weiblichkeit nicht gleichgesetzt werden.

Aber was erwartet Lesende in diesem Buch dann?

„Dies ist eine kleine Kulturgeschichte des Abendlandes – allerdings anhand der Darstellung des weiblichen Genitals in Alltag, Folklore, Medizin, Mythologie, Literatur und Kunst.“ Bumm. Und genau das ist es!

„Vulva.“ ist spannend und oft auch ziemlich deprimierend. Deprimierend deshalb, weil es in der Kulturgeschichte der Vulva oft darum geht, dass sie durch ihre Abwesenheit hervor sticht oder sie von Menschen, die Angst vor dem weiblichen Genital haben, aus der Kulturgeschichte gestrichen wird. Es gab beim Lesen wirklich viele Momente der Wut…

Wer sich bei diesem Buch eine seichte Abendlektüre erhofft, wird enttäuscht. Hier wird alles korrekt zitiert, denn es handelt sich bei „Vulva.“ um eine wissenschaftliche Arbeit. Einige Stellen sind durchaus herausfordernd geschrieben und wenn man schon ein wenig müde ist, können manche Kapitel auch mal verwirrend sein. Ich habe jedenfalls manche Absätze mehrmals gelesen. 😉

Wer mehr über die Vagina Dentata, alte Mythologien und den Ursprung des Begriffes „Cunt“ erfahren will, ist hier richtig! Es ist nämlich unglaublich, was es abseits von anatomischen Fakten über die Vulva zu wissen gibt. Und in welchen Symboliken, die uns allen bekannt sind, die Vulva verborgen ist, hat mich mehrmals überrascht.
Sanyal zeigt anhand des Streifzuges durch die Kulturgeschichte auf, wieso dieser überhaupt notwendig ist und wieso das Sichtbarmachen der Vulva so wichtig ist:

„Was nicht benannt wird, existiert nicht.“ Und sind wir uns ehrlich… Die Vulva wurde schon zu lange ihrer Existenz beraubt!

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